Lehrerin geht ...Abschlusstext :D:D:D

ja meine politiklehrerin verlässt die schule und weil ich ihr so in erinnerung bin schreibt sie über mich nen text :D der hammer LESEN:D


Er hört Buschido und nennt alle Frauen Huren. Frauen haben für ihn eine einzige Funktion.
- Was ist eine Vergewaltigung? - fragt er mich einmal im Politikunterricht. - Kann es eine Vergewaltigung sein, wenn man sich einen blasen lässt?
- Erstmal stell deine Frage in Hochdeutsch. - erwidere ich.
Es findet eine kleine Klassendiskussion statt, wie das in Hochdeutsch heißt. Schwanz lutschen und Blowjob werden vorgeschlagen. Endlich kommt jemand auf Oralverkehr.
- Genau. – Ich überlege kurz, wie ich das am einfachsten erkläre. - Eine Vergewaltigung ist alles, was du tust und was eine Frau nicht will. – antworte ich dann.
- Wie soll sie denn sagen können, ob sie will oder nicht, wenn sie mir gerade einen bläst? – fragt er.
Ich lache, das war ein „super“ Unterrichtseinstieg. Am Thema „Organisationsformen von Unternehmen“ komplett vorbei, dafür extrem realitätsnah und lebensorientiert.
Wenn die Schüler mir sexbezogene Fragen stellen, beantworte ich sie. Ich weiß, sie machen das bei anderen Lehrern auch, um sie in Verlegenheit zu bringen. Eine Kollegin beschwert sich bei mir über Sex-Fragen unserer gemeinsamer Schüler. Sie haben sie gefragt, ob nach ihrer Meinung eine bestimmte Schülerin schon mal gefickt wurde. Die Kollegin reagiert empört, wird rot.
Ich versuche auf solche Provokationen mit einem Witz zu antworten oder umgekehrt die Frage pseudo-ernst mit Einbezug der ganzen Klasse auszudiskutieren. Dieses Know how gehört zu meinen Überlebensstrategien hier. Bei mir kann man die sexuelle Thematik ansprechen, ohne mich zu schockieren. Über bestimmte Dinge muss man letztendlich auch reden (und lachen) können. Wenn man über Sex mit Autoritätspersonen wie z.B. mit Lehrern reden kann, wird einem möglicherweise klar, wie normal das ganze ist. Das Thema verliert seine Brisanz.
Jedoch nicht bei ihm. Irgendwann hat er eine Freundin und informiert mich so gut wie jede Unterrichtsstunde über intime Details ihrer Beziehung. Es ist seine große Liebe. Ich sehe sie jede Pause eng umschlungen im Flur knutschen. Es ist auch eine echte Liebe. Sie kümmern sich um einander, wenn sie krank sind, muntern einander vor den Klassenarbeiten auf, fahren zusammen zum Steinhuder Meer, nach Hamburg, nach Köln. Mehrere kurzfristige Krisen werden überstanden. Bei einer tiefer gehenden, ernsthaften Krise bricht er zusammen. Ihm geht es schlecht, er ist traurig, wütend, enttäuscht, will nicht mehr leben. Im Facebook schreit er seinen Schmerz und seine Wut heraus. Er bezeichnet sie als Hure und Nutte. Ich beobachte das ganze Drama eine Weile. Schließlich droht er, sie mit seinen Kumpels mal so richtig zu verprügeln. Mehrere seiner Freunde erklären sich spontan bereit. Dann mische ich mich ein. Ich schreibe, dass es peinlich und unter seiner Würde sei, einer Frau zu drohen und sie zu beleidigen, besonders, da er sie ja mal geliebt hat. Ich fordere ihn auf, die Beleidigungen und Drohungen aus dem Netz zu entfernen. Passiert das nicht innerhalb von zehn Minuten, lösche ich ihn aus meiner Freunde-Liste. Nach zehn Minuten Stille entfernt er seine Kommentare und schreibt mich an. Es täte ihm leid. Er habe sich auch bei ihr entschuldigt.
– Vergessen wir die Sache. – antworte ich. Und tröste ihn dann, wie ein kleines Kind.

Wer diese Liebesgeschichte stets nur aus dem Blickwinkel mitverfolgt, kommt mit ihren Höhen und Tiefen nicht mehr zurecht. – Wie? Ihr seid schon wieder auseinander? Als es erneut mit seiner Freundin auseinander geht, erzählt er mir davon und beleidigt sie aufs Übelste. Was das für eine Schlampe sei, sie hätte bereits einen anderen. – Du warst doch derjenige, der mit ihr Schluss gemacht hast – bemerke ich. – Ja, wenn ich sie mal ablege, hat sie da liegen zu bleiben und auf mich zu warten – meint er. Ein Macho. Emotional unstabil. Ständig wütend. Ab und zu auch auf mich.
Sein Alltag besteht aus der Schule, dem Muskelaufbau-Training nach der Schule, seiner Freundin und seinem Roller, an dem er ständig rumbastelt. Ständig postet er Fotos von seinen Muskeln und seiner Maschine im Netz. Er präsentiert sich gern als ein harter Ghettofighter in einer schwarzen Lederjacke und mit ständigem Stinkefinger. Er droht viel und gerne. Kriegt er nicht eine Note besser, wird der betreffende Lehrer ihn schon kennen lernen. Und zwar in einer dunklen Sackgasse. Einzelne Lehrer haben Angst vor ihm. Die Schule insgesamt kotzt ihn an. Er möchte lieber arbeiten gehen und sein Geld verdienen statt seine Zeit an der Schule abzusitzen. Einmal schreibt er mich jedoch an und verspricht Besserung. Er hätte jetzt verstanden, worauf es im Leben ankomme. Er würde lernen, um dann Architektur zu studieren. Es verändert sich nichts. Seine Noten sind noch immer eine Katastrophe.

Im Unterricht pöbelt er oft gegen Ausländer. Die Scheißtürken sollen nach Hause gehen! Heizt die Atomkraftwerke mit Türken! Für zahlreiche Unterrichtsstörungen lege ich ihm eine Strafaufgabe auf. Er soll sich dabei auf einen Text aus dem Lehrbuch beziehen, der die Ausländerthematik behandelt. Zurück bekomme ich eine überraschend differenzierte Darstellung. Die Ausländer sollen Deutschland verlassen, aber nur diejenigen, die Hartz 4 bekommen und den Staat ausbeuten. Die Aufgabe schließt er gar mit einem „Ich habe mit Ausländern größtenteils nur schlechte Situationen erlebt, weil sie meinen, sie wären jetzt, wo sie hier in Deutschland sind, etwas Besonderes. Alles in Allem habe ich aber nichts gegen Ausländer.“ Eine Offenbarung für mich.
Was mir Sorgen bereitet, ist seine extreme Emotionalität. Er schreit und brüllt und meldet sich unaufgefordert. Es gelingt mir auch nach gefühlten Millionen von Aufforderungen nicht, ihm beizubringen, erst seinen Arm zu heben. Dann meldet er sich ordentlich, brüllt aber in der nächsten Sekunde schon wieder los. Keiner kriegt so viele Strafaufgaben auferlegt wie er. Undiszipliniert, unkontrollierbar. Ich kann ihn nicht kontrollieren. Auch er selbst kann sich nicht kontrollieren.
Sein inhaltlicher Beitrag zum Politikunterricht?
- Ich wähle FDP.
- Warum?
- Fick die Polizei!
Anstatt dessen schafft er mich manchmal mitten im Unterricht in ein unterrichtsfremdes Gespräch zu verwickeln, das über fünf Minuten dauert, bis mir klar wird, dass ich gerade Einzelunterricht in Lebenskunde erteile. Was ihn auszeichnet, ist ein permanenter verzweifelter Kampf um meine Aufmerksamkeit.
So emotional und aufmerksamkeitsgierig ist er auch in der Beziehung zu seiner Freundin. „Ihr seid alle gleich, bin sssoooo unglücklich!“ – postet er im Facebook abwechselnd mit „liebe dich mein schatz“. Nach einer halben Stunde heißt es dennoch schon „Ich bin ein Arsch und ich weiß es :(.... es tut mir alles so leid!....“.
Als wir uns zum letzten Mal sehen, hat er bereits eine andere. Er telefoniert ihr hinterher, sie antwortet nicht, er leidet. Seine Ex? Tja, es ist vorbei.